Interview 

Digitale Barrierefreiheit: So machen wir unsere eigene Website zugänglich für alle

Interview mit Sam Counterman, Senior Director Performance & Growth bei Contentsquare

Sam Counterman

Die Online-Welt ist noch längst nicht für alle Menschen zugänglich, deshalb ist die digitale Barrierefreiheit ein wichtiges Thema bei Contentsquare. Wir setzen uns kontinuierlich dafür ein, inklusive, gesetzeskonforme und barrierefreie Erlebnisse zu schaffen. Doch wie sieht es eigentlich mit unserer eigenen Website aus? Das haben wir Sam Counterman, Senior Director Perfomance & Growth bei Contentsquare, gefragt, der die Umsetzung von Richtlinien der digitalen Barrierefreiheit auf unserer Unternehmenswebsite verantwortet. 

 

Andrea Stoica: Was ist deine Rolle im Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf digitale Barrierefreiheit?

 

Sam Counterman: Meine Aufgabe und die meines Teams ist die Betreuung unserer Unternehmenswebsite. Wir bieten interne digitale Services, um den Wert und das Wachstum des Unternehmens durch Inbound Traffic und Kundenakquise zu steigern. Was die digitale Barrierefreiheit angeht, liegt bei uns die Umsetzung der Maßnahmen. Wir haben Glück, da wir interne Experten für das Thema haben, mit denen wir zusammenarbeiten und die uns sagen können, welche Probleme wir in Bezug auf die Barrierefreiheit haben. Wir als Entwickler verfügen dann über das nötige Wissen, um diese Änderungen vorzunehmen. Es ist wie ein Joint Venture, und wir lernen viel, da es für alle Branchen ein so neues Thema ist. 

 

Digitale Barrierefreiheit ist ein wichtiges Thema für Contentsquare. Warum und warum jetzt?

 

Einer unserer Unternehmenswerte es, bessere digitale Erlebnisse für alle zu schaffen - und wir meinen alle. 15 % der Weltbevölkerung hat eine Beeinträchtigung, die sich auf ihre Fähigkeit, das Web zu nutzen, auswirkt. 82 % der Nutzer mit Behinderungen geben an, dass sie mehr Zeit auf Websites verbringen würden, wenn diese besser zugänglich wären. Für uns ist es eine moralische - und angesichts zahlreicher gesetzlicher Vorschriften auch eine rechtliche - Verpflichtung, uns für eine barrierefreie digitale Welt einzusetzen. 

 

Die digitale Barrierefreiheit rückt aktuell für viele Unternehmen immer mehr in den Vordergrund, da die genannten gesetzlichen Anforderungen, aber auch Guidelines wie die WACG 2, den Standard und die Regeln vorgeben, die eingehalten werden müssen, um als barrierefrei zu gelten. 

 

Wie geht Contentsquare vor, um die eigene Website zugänglich für alle zu gestalten?

 

Im Allgemeinen würde ich sagen, dass es sich um eine Evolution handelt, nicht um eine Revolution. Du kannst deine Website nicht über Nacht barrierefrei machen, das braucht Zeit. 

Wir bei Contentsquare verfolgen einen dreigleisigen Ansatz: Die Zusammenarbeit mit internen Experten ist der Schlüssel. Sie haben uns dabei geholfen, unseren Entwicklungsprozess komplett zu ändern, was die Art und Weise betrifft, wie wir das Frontend der Website erstellen. Wir haben jetzt zwei so genannte "harte Kontrollpunkte", an denen ein Experte für Barrierefreiheit eine neue Seite oder ein neues Modul überprüft, um sicherzustellen, dass es den Standard für die Barrierefreiheit erfüllt. Während des Entwicklungsprozesses, bevor wir etwas Neues auf der Website veröffentlichen, wird es einer weiteren systematischen Prüfung unterzogen. Das ist es, was wir als Inclusive Design bezeichnen würden. Es geht nicht nur um eine optische Anpassung, sondern auch um die technischen und funktionalen Aspekte, die wir optimieren wollen. 

 

Was wir machen ist sozusagen ein retrospektives Update: Wir aktualisieren bestehende Komponenten, ALT-Tags oder Module, und das braucht Zeit. Wir verfolgen einen sehr logischen, schrittweisen Ansatz mit dem Ziel, die Dinge zukunftssicher zu machen.

 

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Was sind die ersten Schritte, die man machen sollte, wenn beginnt seine Website barrierefrei zu machen?

 

Zunächst muss man sich immer einen Überblick darüber verschaffen, wo man steht. Wir haben dafür zum Glück unsere internen Experten, die unsere Website für uns prüfen und uns sagen können, wo wir stehen. Das gibt uns die Möglichkeit, eine Roadmap zu erstellen und Ziele zu setzen. Ein Audit ist für mich der erste Schritt, um eine Basis zu erhalten. Davon ausgehend   kann man einen Maßnahmenplan erstellen, der einem hilft, sein Ziel zu erreichen. 

 

Kannst du uns mehr über die Roadmap von Contentsquare erzählen? Was haben wir schon erreicht und was ist noch geplant?

 

Anfang des Jahres setzten wir uns das Ziel, unsere Unternehmenswebsite zu 80 % barrierefrei zu gestalten - das ist so etwas wie der "Goldstandard" für Barrierefreiheit. Im Laufe des Jahres verfolgten wir einen systematischen Ansatz, der in vier Phasen unterteilt ist, in denen wir Design, Struktur, Navigation und Inhalt Schritt für Schritt aktualisieren. Wir haben ein Rebranding durchgeführt, was uns die Möglichkeit gab, einige Änderungen vorzunehmen, die leicht zu erledigen waren.

 

Zu Beginn des Jahres hatten wir ein Compliance Rating von 40 %, was weder gut noch schlecht war. Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, in der ersten Jahreshälfte 60 % zu erreichen - mit 62 % haben wir unser Ziel erreicht. Aber es bedarf einer kontinuierlichen Überwachung, Prüfung und Sicherstellung, dass alles, was neu auf die Website kommt, der strengen Checkliste für Barrierefreiheit folgt, um unser Ziel zu erreichen. 

 

Du sagst es gab ein paar besonders einfach umzusetzende Änderungen. Was zählt zu diesen Quick Fixes?

 

ALT-Tags für Bilder sind relativ einfach zu beheben, auch wenn sie zeitaufwändig sein können. Wir haben Tausende von Bildern, Logos und Icons, die wir nacheinander abarbeiten müssen. Was ebenfalls recht einfach zu aktualisieren ist, sind Design-Aspekte, wie z. B. allgemeine Farbkontraste, Schriftgrößen oder die eindeutige Kennzeichnung von Fehlern in Formularen anhand von Guidelines für Sehgeschädigte.

 

Ein paar letzte Tipps für andere Unternehmen, die ihre Website barrierefrei gestalten möchten?

 

Ich denke, das Wichtigste ist, sich darüber bewusst zu sein, dass, man es nicht über Nacht schaffen kann sondern dass es Zeit braucht. Man sollte mit den richtigen Leuten (intern oder extern) zusammenarbeiten, die sich in diesem Bereich auskennen, und mit ihrer Hilfe ein Audit durchführen. Dann kann man auf der Grundlage dieser Analyse ein Ziel festlegen, das man erreichen will, und einen klaren Maßnahmenplan aufstellen. Durch ein phasenweises Vorgehen lassen sich einzelne Maßnahmen strukturieren, denn man wird nicht alles auf einmal erledigen können. Wichgtig ist es auch transparent zu handeln. Wenn man also vor hat das Thema digitale Barrierefreiheit anzugehen, sollte man z.B. über ein Accessibility Statement auf der eigenen Website den aktuellen Stand erläutern. 

 

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